U-Bahn für Graz – Wie kann der öffentliche Verkehr aussehen?

Die Idee einer U-Bahn für Graz ist nicht neu. Bereits vor der Jahrtausendwende wurde eine U-Bahn angedacht. Die Beraterfirma Hüsler hat damals den weiteren Tram Ausbau als sinnvoller erachtet und das Thema U-Bahn wurde ad-acta gelegt. Hüsler begleitet die Stadt nun seit 20 Jahren, der Anteil an Öffi Nutzern konnte in dieser Zeitspanne allerdings nicht wesentlich erhöht werden. Die Gründe sind mannigfaltig. Einerseits stehen die Öffis im Graz genau so wie der Individualverkehr im Stau, andererseits bewegt man sich durch nahe aneinander gelegene Haltestellen und den damit verbundenen häufigen Stopps nur sehr langsam fort.

Nach der Präsentation von Metro Plänen der Stadt Graz haben nun fast alle politischen Fraktionen eigene Pläne für den Öffi Ausbau präsentiert. Die Zusammenfassung sieht wie folgt aus.

Mehr Zeit für Graz – EINLADUNG: 64. Forum – Verkehrskonzepte der Zukunft – Mai/Juni 2021 (mehrzeitfuergraz.at)

ParteiStrategieTunnels
KPÖWeiterer Ausbau des Straßenbahnnetzes:
Linie 2 – durch das Univiertel zum LKH
Linie 8 – Anbindung von Strassgang bis Webling
Linie 9 – Anbindung eine neuen S-Bahnhof Gösting
300 Mio €
Teilweise unterirdische Verlegung der Linie 2
ÖVP & FPÖEine Metro für Graz:
Metrolinie M1 von Eggenberg über Hauptbahnhof bis zum LKH
Metrolinie M2 von einem neuen Bahnhof Gösting bis zum P&R Webling.
3 Mrd €
Vollständig untertunnelt
SPÖS-Bahnausbau durch Graz entlang bestehender Schleppbahnen
1.3 Mrd €
Tram Verlängerung bis P&R Fölling.
GRÜNES-Bahn Ring.S-Bahn in der Stadt unterirdisch.

3 Punkte kommen immer wieder vor:

  • Eine Verbindung von Gösting in die Innenstadt.
  • Eine bessere Anbindung von Straßgang,
  • Eine schnellere Verbindung zwischen Hauptbahnhof und LKH.

An dieser Stelle sollen die beiden Konzepte Straßenbahnausbau bis 2023 inkl. Ausarbeitung von MoVe iT und Moderne Urbane Mobilität 2030+ vorgestellt werden, da diese bereits sehr fundiert ausgearbeitet wurden.

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Moderne Urbane Mobilität 2030+

Im Konzept zur MUM 2030+ werden auf über 300 Seiten alle Komponenten der Stadtentwicklung betrachtet.

So werden dem aktuell geplanten Straßenbahnausbau (PF4) folgende Szenarien gegenübergestellt und mittels Punktesystem bewertet:

  • Zusätzlich Metrolinie 1 (PF5c)
  • Zusätzlich Metrolinie 1 und 2 (PF6b)
  • Zusätzliche Metrolinie 1 und Seilbahn (PF8)
Nur Straßenbahn (PF4)Straßenbahn + M1 (PF5c)Straßenbahn + M1 und M2 (PF6b)Straßenbahn + M1 und Seilbahn (PF8)
Bewertung4,26,38,36,5
Sensibilitätsanalyse
Bewertung mit erhöhtem
Einfluss der Kosten
4,55,576
Bewertung der unterschiedlichen Ausbaustufen

Der Bewertung zugrunde liegen 39 Einzelfaktoren, die annähernd gleich gewichtet wurden. Einer dieser Faktoren sind die Baukosten der unterschiedlichen Varianten, damit gehen die Kosten in der Gesamtbewertung nur zu 4% ein. In der Sensitivitätsanalyse wurden die Faktoren jeweils auch erhöht gewichtet. Ich würde an dieser Stelle andere faktenbasierte Bewertungsmethoden als sinnvoller erachten z.B. Fahrgastzuwachs pro Investitionsvolumen.

Speziell für den Fall des Metro Vollausbaus wird die Investitionssumme der Wertschöpfung gegenüber gestellt, dabei wird der Volkswirtschaftliche Nutzen mit 26,1 Mrd. € beziffert. In diese Betrachtung fließen ein, dass die Wohnqualität und damit die Immobilienpreise in der Stadt steigen und bisher für PKWs genutzte Flächen für andere Zwecke genutzt werden können.

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Straßenbahnausbau Konzept MoVe iT

Auch von der Organisation Move-IT wurde ein sehr umfangreiches Konzept zur Verkehrslage in Graz erstellt. Hier ist der Ansatz vollkommen anders. Neben einem moderaten Zuwachs der Öffi Nutzer um 3 % soll auf einen massiven Zuwachs der Fußgänger und Radfahrer von derzeit insgesamt 38 % auf 65 % gesetzt werden. Dies soll dadurch erreicht werden, dass diesen Verkehrsteilnehmern mehr Platz eingeräumt wird, zusätzlich sollen aber auch so genannte Superblocks geschaffen werden, durch die Wohnraum und Arbeitsplatz näher aneinander rücken sollen. Durch diese Maßnahme können wieder mehr Wege zu Fuß zurückgelegt werden. Ob diese Superblocks bis 2030 Realität sind, wage ich zu bezweifeln. Durchaus zielführend scheint mir allerdings, dass man Rad und Fußgängern wieder mehr Platz einräumt und somit viele Flächen in der Stadt zurück gewinnt. Auch das würde die Wertschöpfung ohne große Investitionen erhöhen.

Zusammenfassend möchte ich festhalten, dass sowohl das Konzept der Holding Graz als auch das Konzept von MoVeiT sehr fundiert sind, aber meiner Einschätzung nach auch teilweise auf unrealistischen Annahmen basieren. Was ich generell als kontraproduktiv empfinde, ist wenn eine Partei eine andere in öffentlichen Stellungsnahmen verunglimpft. Satire ist kein Weg zu einem politischen Diskurs.

Ich würde es begrüßen, könnten die besten Teile der beiden Konzepte vereint werden um rasch zu einer Umsetzung zu kommen. Ein Vorschlag wäre z.B. den Straßenbahnausbau wie geplant umzusetzen aber anstelle der Straßenbahnlinie 2 die Metrolinie 1 zu bauen. So würde man vorerst mit nur 1,5 bis 2 Mrd € auskommen, aber dennoch eine massive Wertschöpfung generieren und die Querverbindungen im Grazer Öffinetz sofort attraktiver gestalten.

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